HAP
Grieshaber > Über den Künstler
HAP Grieshaber, der Holzschneider und Drucker, hat mit seinen Figurenkompositionen, Landschaften und Stilleben, besonders aber mit den großen Bilderzählungen wie "Affen und Alphabete" von 1962, "Osterritt" von 1964, "Totentanz von Basel" von 1966 und "Der Bauernkrieg im Taubergrund" von 1975 eine Popularität erlangt wie kein anderer deutscher Künstler in seiner Epoche. Dies mag auf drei Ursachen zurückzuführen sein: einmal darauf, daß die druckgraphische Technik des Holzschnitts eine Vervielfältigung des Originals und damit seine weite Verbreitung erlaubt; zum anderen darauf, daß in Grieshabers neuer Figuration das Gegenständliche nur so weit abstrahiert wird, daß es trotz seiner zeichenhaften Vereinfachung noch erkennbar bleibt; zum dritten darauf, daß seine Themen auf die allgemeinen Bedrängnisse und Nöte der Zeit antworten und so eine gemeinsame Empfindung aussprechen und erzeugen. Ob er Menschen, Tiere, Bäume oder Blumen aus dem Holz schnitt, er wollte dem in die Zwänge unserer Industriegesellschaft eingespannten Individuum den Weg zum Ursprünglichen, zu einem natürlichen, menschenwürdigen Dasein öffnen. Daher stammt seine Bruderschaft mit den Rebellen gegen Unterdrückung und Gewalt. Seine Blätter für Thomas Müntzer, für Jörg Ratgeb und für die aufständischen Bauern sind aus einem wahrhaftigen 'Mitleiden geboren. Über die Entwicklung und den Stil seiner Holzschnitte hat er in seinem Aufsatz "Treue und geschickte Hand" folgende Rechenschaft gegeben: "Man muß", sagt Brecht, "den Schönheits- und Charakterbegriff aufgeben, den unsere einstigen Hoftheater zur Auslese der Schauspieler verwendeten. Die Bilder der großen Meister zeigen einen sehr anderen Schönheits- und Charakterbegriff. Brecht denkt an Holbein und Dürer. Ich möchte die anonymen Einblattdrucke meiner Heimat, die Steinmetzzeichen und Blockbücher dazurechnen, die Ulmer- und Uracherdrucke aus der Zeit, als man in Schwaben Schwyzer-Dütsch sprach. Das Gesetz der Fläche, das ich in den Blockbüchern fand, schien die Gotiker auch mit Griechenland zu verknüpfen. Schwarz und rotfigurige Flächen füllten allmählich das Liniengeflecht meiner Schnitte. Sie hatten nichts gemein mit den herausgeschälten Flecken, mit dem Licht und der Nacht der Expressionisten". Viele Farbholzschnitte Grieshabers füllen mit spitzwinkligen Figurationen und komplizierten Formüberschneidungen die Fläche dicht bis zum Rand, aber Blätter wie "Das Milchschaf" von 1958 (200) und "Bildnis eines Fräuleins" von 1960 sind mit ihren ruhigen Binnen- und Hintergrundsflächen und ihren fließenden Lineaturen weniger mit Gotischem als mit der Vasenmalerei der Griechen verwandt. Wilhelm Gall http://www.galerie-bayer-bietigheim.de
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Aktuelle Ausstellung Kunstschau Winter 2017/2018
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