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Adolf
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Adolf
Hölzel (1853-1934)
1853
Adolf Hölzel
wird am 13. Mai in Ölmütz (Mähren) als Sohn von Eduard
und Hedwig Hölzel geboren. Sein Vater Eduard (geboren 5. Oktober
1919 in Prag, gestorben 22. Dezember 1885 in Salzburg), Buchhändler
und Verleger, errichtete zunächst 1844 in Ölmütz eine Sortimentsbuchhandlung
und übernahm 1861 eine lithographische Anstalt in Wien, die er zu
einer Kunstanstalt für Ölfarbendruck und einem geographischen
Institut ausbaute. Adolf Hölzel besucht bis zum "Einjährigen"
das Gymnasium.
1868
Ab Mitte Mai
geht der 15jährige Hölzel bei der Firma Andreas Perthes in Gotha
als Schriftsetzer in die Lehre und besucht auch die dortige Handelsschule.
Neben der Berufsausbildung nimmt er regelmäßig Zeichen und
Malunterricht sowie Geigenstunden.
1871
Übersiedlung
der Familie nach Wien. Nebenbei praktische Beschäftigung mit lithographischer
Technik. Vom Vater zur Mitarbeit und womöglichen Übernahme des
väterlichen Betriebes bestimmt, nicht zuletzt wegen der wohl schon
früh spürbaren künstlerischen Neigungen.
1872
Ab 23. April:
Ergänzung dieser Ausbildung durch den Besuch der Wiener Akademie
als "außerordentlicher Schüler" und regulärer
Student ab dem Sommersemester.
1873
Dienst als Einjährig
Freiwilliger; nach bestandener Offiziersprüfung spielt er offenbar
mit dem Gedanken, die aktive Offizierslaufbahn einzuschlagen, um dadurch
dem vom Vater bestimmten Beruf zu entgehen.
1874
Väterliche
Erlaubnis, vom Sommersemester ab das Studium an der Wiener Akademie zunächst
fortzusetzen. Seine Lehrer sind die Professoren Wurzinger, Griepenkerl
und Eisenmenger.
1876
Im April Übersiedlung
nach München und Besuch der dortigen Akademie. Schüler der "Komponierschule"
von Wilhelm von Diez (1879 1881). Spannungen mit dem Vater: "...ist
es nicht bloß mein unabänderlicher Wille, sondern auch die
dringendste Notwendigkeit, daß Du nach Schluß des Studienjahres
Dich Deinem eigentlichen Berufe zuwendest..." (Brief des Vaters vom
28. Oktober 1876, in dem finanzielle Zuwendungen monatlich 140, M. bis
August 1877
in Aussicht gestellt werden). Was nach diesem vom Vater benannten "endgültigen"
Termin passiert, liegt im Dunkeln; wahrscheinlich, daß Hölzel
spätestens mit Übersiedlung nach München, den endgültigen
Entschluß zum Malerberuf gefaßt hatte. Er wird "Ordentliches
Mitglied" der Münchner Künstlergenossenschaft.
1882
Zum Studienabschluß
Reise nach Paris mit Freunden, darunter Fritz Strobentz und Arthur Langhammer.
Am 9. Dezember heiratet er "Emmy" Karlowa (eigentlich Karoline
Emilie von Karlowa, geboren am 7. Februar 1858 in Celle, gestorben 17.
März 1930 in Stuttgart) und lebt als freier Maler in München,
während des Sommers zum Teil in Rothenburg o. T.. In München
wird auch das einzige Kind, sein Sohn Hugo, geboren (9. März 1886,
gestorben 16. März 1942 in Berlin). Künstlerische Anfänge
Genre Bilder im Stil der Diez Schule wie "Die Schachspieler"
oder "Die Hausandacht" (1893 von der Neuen Pinakothek angekauft),
"den Arbeiten W. Leibls ebenbürtig" (zeitgenössische
Kritik).
1887
Reise mit Arthur
Langhammmer und anderen Studienkollegen nach Paris. Er erlebt den französischen
Impressionismus. Im Spätherbst Übersiedlung nach Dachau, aus
der letztlich schon durch die Parisreise und das Erlebnis der Impressionisten
ausgelöste Erkenntnis, daß seine bisherigen künstlerischen
Leistungen recht unbedeutend seien und es intensivster, ungestörter
Arbeit an sich selbst bedürfe, um künstlerisch weiterzukommen.
Um und nach 1890 Einflüsse des "Deutschen Impressionismus",
insbesondere des teilweise in Dachau lebenden Fritz von Uhde (1848 1911).
1891
Für das
Gemälde "Frau des Zimmermanns" erhält Hölzel
auf der Münchner Jahresausstellung die Goldene Medaille 2.Klasse.
Th. v. Hörmann aus Wien wird sein erster Schüler. Aus finanziellen
Gründen, dem Verlust des im väterlichen Geschäft steckenden
Vermögens, Gründung einer in der Folgezeit viel besuchten privaten
Malschule, "...ich habe ziemliche Erfolge mit der Schule gehabt,
und der Andrang ist recht groß für meine Kräfte; aber
es macht mir viel Freude" (Brief Hölzels vom 5. April 1902).
Zu diesem Dachauer Schülerkreis zählen u. a. Emmy Wollner, Ernst
Norlind, Thora Holmström, Axel Törnemann, Agnes Vriesländer,
Emil Hansen gen. Nolde (1898) und Ida Kerkovius.
1894
Auf Veranlassung
Hölzels übersiedelt Ludwig Dill (1848 1940) endgültig nach
Dachau. Mit ihm und Arthur Langhammer (1854 1901), der 1899 ebenfalls
nachkommt, gemeinsame Erarbeitung des "Neu Dachauer"Stiles,
dem Arthur Roeßler 1905 eine vielbeachtete Monographie widmet. Hölzel
ist der führende theoretische Kopf der Gruppe; er beschäftigt
sich auch mit Farbtheorien und der Entwicklung eines eigenen Farbenkreises
(hrsg.von Emmy Wollner, später bei Günther Wagner erschienen).
1897
Illustrationen
für Ludwig Thomas "Agricola", zusammen mit Bruno Paul.
1898
Im Februar erstes
gemeinsames Auftreten der "NeuDachauer" in einer Ausstellung
des Berliner Kunstsalons Keller und Reiner.
1901
Erscheinen der
ersten theoretischen Publikation von Hölzel "Über Formen
und Massenverteilung im Bilde" in der Zeitschrift des Wiener Jugenstils
Ver Sacrum
1903
Arbeit an einem
Zyklus dekorativer Bilder "Der Zweiten Wiederkehr". Im November
Vortrag im Städtischen Kunstinstitut in Frankfurt/M. über: "Künstlerische
Ausdrucksmittel und deren Verhältnis zu Natur und Bild" (veröffentlicht
als erste größere theoretische Abhandlung in: Kunst für
Alle, 1904).
1905
Reise nach Padua und Venedig. "Dachauer Moos"Serie und Vollendung
der "Komposition in Rot 1", dem ersten weitestgehend ungegenständlichen
Bild. Am 19. November wird Hölzel als Nachfolger Leopold von Kalckreuths
an die Stuttgarter Akademie berufen und dort Leiter einer "Komponierschule".
Im Dezember Übersiedlung nach Stuttgart, Wohnung in der Werastraße
59.
1906
Auftrag zur
Ausmalung der von Theodor Fischer erbauten "Pfullinger Hallen"
mit Wandbildern, der unter Hölzels Oberleitung unter anderem von
Hans Brühlmann ausgeführt wird. Im Juli/August Sommerexkursionen
der Akademie nach Pfulligen. Eine Reihe von impressionistischen Stadtansichten
entstehen.
1907
Im Sommer letzte
Aufenthalt Hölzels in Dachau. Hinwendung zum Figurenbild: es entstehen
jetzt "Kompositionen", meist starkfarbige Skizzen religiöser
Themen, in Weiterführung der Erkenntnisse aus der "Komposition
in Rot I". Wandlung des akademischen Malers zum "behutsamen
Avantgardisten" (Clara Menck). Begegnung und Gedankenaustausch mit
dem zur französichen Nabis Gruppe gehörenden Maler Paul Sérusier
in Stuttgart, der seine Bemühungen um eine geregelte Konstruktion
des Bildaufbaus auf der Basis einfacher Zahlenverhältnisse bestätigt.
Es versammelt sich um Hölzel als Lehrer ein Kreis von begabten Schülern
an der Akademie: Zu den älteren Hans Brühlmann (1906 bis 1909),
Paul Bollmann (1907 bis 1912), A. H. Pellegrini (1908 bis 1912), Heinrich
Eberhard (ab 1908), A. L. Schmitt (ab 1910), Ida Kerkovius (ab 1910) und
Hermann Stenner (ab 1911) gesellen sich so eigenwillige Begabungen wie
Otto Meyer Amden (um 1909/10), Willi Baumeister (ab 1910), Oskar Schlemmer
(ab 1912) und Johannes Itten (1913 bis 1916). Der "Hölzel Kreis"
wird zum Begriff.
1910
Wandbild "Der
Gekreuzigte" in der Ulmer Garnisonskirche.
1912
Die "Anbetung
der Könige" entsteht ( früher Staatsgalerie Stuttgart,
1945 verbrannt). Mitte Juni bis September Exkursion der Akademie nach
Montjoie (Monschau) in der Eifel und Besuch der "Intemationalen Ausstellung
des Sonderbundes" in Köln.
1913
Anläßlich
einer Wander Ausstellung von Zeichnungen, die bei Cassirer in Berlin und
später in München und Stuttgart gezeigt wird, erscheint die
Schrift von Hans Hildebrandt: "Adolf Hölzel als Zeichner".
Sommeraufenthalt in Knokke, Belgien, mit reicher Ausbeute an Zeichnungen;
freie Umsetzung ins Bild: "Komposition über ein belgisches Thema".
An der Akademie in Stuttgart ist Hölzels unorthodoxe Auffassung seines
Lehramtes beim Kollegium weiter umstritten und führt zu ständig
neuen Angriffen. Durch Neid und Mißgunst der Akademiekollegen das,
was Hölzel später seine "Niederkartätschung vor dem
Kriege" nennt. Hölzel zieht sich aus der Öffentlichkeit
mehr und mehr zurück und konzentriert sich ganz auf seine künstlerische
Arbeit und seine Lehrtätigkeit im engeren Kreise. Trotz aller Anfeindungen
entstehen in dieser Zeit bedeutende Bilder: "Biblisches Motiv",
die Variationsreihe der "Ursula" Bilder (1914/15) und die "Anbetungen"
(1915/16). Die Begegnung mit Hermann Bahlsen führt zum Auftrag eines
dreiteiligen Glasfensters für den Sitzungssaal der Keksfabrik Bahlsen
in Hannover (ausgeführt 1916/17).
1914
Auftrag Theodor
Fischers an Hölzel: Wandbildfries in der Vorhalle der Werkbund Ausstellung
in Köln. Wettbewerb im Kreise der Schüler und Ausführung
unter der Oberleitung Hölzels durch Baumeister, Schlemmer und Stenner.
1916
Ende September
wird Hölzel zum Direktor der Akademie für die Studienjahre 1916/17
und 1917/18 ernannt. September bis Oktober: Die erste Ausstellung "Hölzel
und sein Kreis" im Kunstverein Freiburg i. Br. vereinigt u. a. Werke
von Hölzel, Brühlmann, Stenner, Baumeister, Eberhard, Eberz,
Itten, Ida Kerkovius, Pellegrini, Schlemmer, Stemmler, Straube; sie versucht
noch einmal in Form einer Ausstellung das wiederherzustellen, was durch
eine besonders glückliche Konstellation als lebendige Gemeinschaft
durch Krieg und andere Umstände bereits zerbrochen war.
1917
Eine Reihe kleinformatiger, mehr experimenteller Bilder entsteht: "Farbige
Klänge (Kompositionen und Phantasien)" und "Ornamente".
1918
Vom Oktober bis November Einzel Ausstellung in der KestnerGesellschaft
Hannover. Diese erste größere Kollektivausstellung des Hölzelschen
Werkes überhaupt wird komplett durch Konsul Fritz Beindorff, dem
Inhaber der Firma Günther Wagner, Hannover( Pelikanwerke) angekauft.
Hölzel, seit Jahren "amtsmüde", ist dadurch in der
finanziellen Lage, sein Professorenamt aufzugeben: "...denke mich
aber ganz in die Einsamkeit zurückzuziehen und zu dilettieren"
(Brief vom 17. Dezember 1918 an Tappert).
1919
Am 15. März
erfolgt Hölzel s Versetzung in den Ruhestand. Übersiedlung ins
eigene Haus in Stuttgart Degerloch, Panoramastraße 10 (später
Ahornstraße 22). Am 9. September hält er als Antipode von Wilhelm
Ostwald einen Vortrag auf dem ersten deutschen Farbentag des "Deutschen
Werkbundes" in Stuttgart. Es sind die vergeblichen Bemühungen
Hölzels um ein Reform des Akademiewesens. Hölzel
führt seine pädagogische Tätigkeit in Privatstunden fort,
u.a. wird Max Ackermann, den er seit 1912 kennt, sein Schüler.
1920
Verleihung des
Dr. Ing. h. c. durch die Technische Hochschule in Aachen an "Adolf
Hölzel: in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste um die Entwicklung
der neuzeitlichen Malerei und um die Erforschung der künstlerischen
Ausdrucksmittel in Form und Farbe, durch Werk und Lehre". In
den 20er Jahren Beginn der Pastellfolgen, die neben den Glasfenstern im
letzten Lebensjahrzehnt den Künstler hauptsächlich beschäftigen.
1928
Auftrag zum
75. Geburtstag über drei Glasfenster für das Treppenhaus des
Stuttgarter Rathauses (1928 1929, ausgeführt durch Firma Valentin
Saile, Stuttgart). Vortragsreihe in der "Freien Kunstschule"
in Stuttgart.
1930
Am 27. März
stirbt Hölzels Frau Emmy nach jahrelangem Leiden.
1932
In einer viel
beachteten Ausstellung im Württ. Kunstverein Stuttgart werden zum
ersten Mal die Pastelle der Spätzeit gezeigt. "Die jetzige Ausstellung
zeigt einen Hölzel, der nie besser war. Nichts von Altersstil, keine
Schrullen und Wiederholungen, sondern eine höchst aktivierte Farben
und Abstraktionskraft, eine Freiheit der Erfindung, ein künstlerischer
Ernst, eine feurige Harmonie, die immer wieder in Erstaunen setzt"
(H. Missenharter), "...langsam fängt das Erstrebte doch an durchzudringen..."
(Hölzel in einer Karte an Hans Hildebrandt, 14. Januar 1929). Zum
80. Geburtstag des Künstlers Auftrag der Firma Günther Wagner,
Pelikanwerke, über Glasfenster für den Sitzungssaal (ausgeführt
durch Firma Valentin Salle; im Kriege größtenteils zerstört
und 1963 nach den alten Entwürfen von der gleichen Firma wiederhergestellt).
Ebenfalls Plan einer Ergänzung der Stuttgarter Rathausfenster (nicht
mehr zustandegekommen).
1933
Im Mai begeht
Hölzel in größter geistiger und körperlicher Frische
"ein Jüngling mit weißem Haar" (H. Hildebrandt) seinen
80. Geburtstag. Die politischen Verhältnisse nach der Machtergreifung
durch die Nationalsozialisten werfen allerdings schon ihre schweren Schatten:
Eine im Rahmen der "Landeskunstausstellung" im Sommer 1933 in
Stuttgart geplante umfangreiche Schau "Hölzel und sein Kreis"
findet nicht statt; dafür eine kleine Ersatzausstellung mit Werken
des Jubilars in der Stuttgarter Galerie Valentien. Die Glasfenster im
Stuttgarter Rathaus werden demontiert.
1934
Als letzte Arbeit
entstehen Glasfenster für das Treppenhaus der Firma J. F. Maercklin
in Stuttgart. Am 17. Oktober: morgens 5 Uhr erliegt Adolf Hölzel
im 81. Lebensjahr einem Schlaganfall.
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